Schwindelfrei by Hannes Glanz
Autor:Hannes Glanz [Glanz, Hannes]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi;Inspektor Maringer;Salzburg
veröffentlicht: 2015-06-02T16:00:00+00:00
Kapitel 15
Am nächsten Morgen traf der Inspektor im Stiegenhaus auf Karl Ritzl, seinen Stellvertreter. Maringer wollte es auch diesmal bei einem sachlichen Gruß belassen, doch der hagere Polizist strebte direkt auf ihn zu, als er ihn bemerkte. Er war bester Laune, bei Ritzl eine absolute Seltenheit.
„Tolle Neuigkeiten, Inspektor!“, begann er. „Gestern hat die Dämmerungsbande wieder zugeschlagen … –“
Wirklich toll!, dachte Maringer zynisch. Sein Gesicht blieb jedoch völlig regungslos.
„… und zum ersten Mal hat jemand die Einbrecher gesehen! Jetzt können wir endlich Phantombilder anfertigen lassen.“
Obwohl er sich fragte, wie groß der unmittelbare Beitrag Ritzls zu diesem Erfolg gewesen sein mochte, antwortete der Inspektor: „Ich gratuliere Ihnen. Hat man sonst etwas gefunden? Zurückgelassenes Werkzeug vielleicht?“
„Nur ein Stemmeisen, nichts Brauchbares. Aber mit den Bildern können wir unsere Kartei durchforsten und den Täterkreis einschränken. Bald schnappen wir uns die Burschen, ich bin zuversichtlich.“
„Viel Glück weiterhin.“ Maringer wollte sich verabschieden – es war bereits kurz vor acht Uhr –, aber Ritzl schien neuerdings wohl Freude an Konversation mit seinem Vorgesetzten gefunden zu haben.
„Und wie sieht es bei Ihnen aus?“, fragte er. „Wie wurde der Selbstmord des Sportlers in seinem Verein beurteilt?“
„Es ist noch immer nicht klar, ob tatsächlich ein Suizid vorliegt.“ Der Inspektor sah Ritzls Augenbrauen in die Höhe wandern, und so ging er daran, die Unterhaltung, zu der er weder Lust noch Zeit hatte, ans Ende zu führen. „Entschuldigen Sie, Herr Kollege, aber ich werde schon erwartet. Wir können die Fälle gerne beim Mittagessen … –“
„Ich werde den ganzen Tag unterwegs sein“, wehrte der andere ab. „Vielleicht am Freitag oder nächste Woche.“
„Also dann“, antwortete Maringer nur, doch Ritzl war immer noch nicht fertig.
„Darf ich Ihnen trotzdem eine Frage stellen?“
„Inspektor, ich habe es wirklich eilig.“
„Wenn er nicht selbst gesprungen ist, muss ihn jemand hinuntergestoßen haben. Verraten Sie mir, wie das bei einem austrainierten Spitzensportler gehen soll?“
„Kann ich noch nicht sagen.“ Carina wird mir ‘was erzählen, wenn ich sie so lange warten lasse, dachte Maringer. Er hielt es aber dennoch für notwendig, anzufügen: „Es ist wie bei Ihren Dämmerungseinbrechern. Wenn es jemand getan hat, wird er einen Fehler machen, früher oder später.“
„Ja, wenn.“
„Einen schönen Tag, Herr Kollege.“
Die letzte Treppenflucht zu seinem Büro legte der Inspektor fast im Laufschritt zurück – ein unfreiwilliges Training, ganz ohne Gedanken an jene drei Kardinalschnitten, die er gestern Abend verzehrt hatte.
Im Vorzimmer herrschte traute Zweisamkeit. Da standen Kaffeetassen auf dem Schreibtisch, dazu ein Marillenkuchen, allem Anschein nach hausgemacht. Beide Damen, die da wie Lieblingsnachbarinnen saßen, schätzte Maringer außerordentlich, doch war ihm die Situation fremd. Die Sekretärin lachte, wie er es noch nie gehört hatte – offenbar hatte Carina gerade einen guten Witz erzählt.
Wie soll man abnehmen, wenn man von Mehlspeisen umzingelt ist?, dachte der Inspektor missmutig und spürte auf einmal Ärger in sich aufsteigen, Ritzl vorhin nicht rascher abgewimmelt zu haben.
„Guten Morgen, Inspektor!“, sagte Maria Gerst heiter und wischte sich mit dem kleinen Finger einen Biskuitkrümel aus dem Mundwinkel. „Ich hatte gerade Kaffee gemacht, als Fräulein Raichmann zu Ihnen wollte. So hat sich dieser kleine Plausch ergeben.“ Schnell ließ sie den
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